Lauf Papa, lauf und Mama gleich mit

Wie man trotz Kind oder gerade MIT Kind Sport treiben kann – Tipps für fitte Eltern

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Wer behauptet, dass Sport mit Kind nicht geht, der liegt schlichtweg falsch. Bereits ab der 12. Schwangerschaftswoche mussten wir, das heißt mein Mann und ich, uns wöchentlich die Sprüche altkluger Sportkameraden anhören, die uns ihre Weisheiten mit einem gönnerischen Lächeln mit auf den Weg gaben: „Lauft, solange ihr noch könnt. Mit Kind werdet ihr nicht mehr die Gelegenheit dazu haben.“ oder „In wenigen Monaten könnt ihr die Staubschicht von euren Rädern wischen.“ oder „Max, starte jetzt lieber schnell nochmal richtig durch. Mit Kind kommst du nicht mehr zum Trainieren und deine Konkurrenten schreiben dich ab.“

Wir nahmen diese Ratschläge kommentarlos entgegen und redeten stattdessen Zuhause häufig darüber. Es machte mir nichts aus, dass mein Mann nach wie vor 100 Prozent im Training geben konnte, während ich ab dem 8. Monat eine Laufpause einlegen musste, nicht mehr an Wettkämpfen teilnehm und auch das Rennrad nur noch selten bestieg. Das war okay, gerade weil wir redeten und planten. Ich wusste, meine Zeit wird wieder kommen und jede Gelegenheit, die ich Max jetzt für sein Training ließ, würde er mir danach, wenn unser Sohn auf der Welt ist, auch versuchen zu ermöglichen. Von daher war ich während meiner Schwangerschaft mit mir und meinem sportlichen Ehrgeiz durchaus im Reinen.

Als Moritz dann zur Welt kam, fielen mir in den ersten Wochen natürlich all die Sprüche unserer Sportlerfreunde wieder ein. „Sie hatten alle so recht“, dachte ich mir. Mit der Ausnahme, dass nur ich die Leidtragende bin und Max nach wie vor mit seinem unversehrten Körper laufen und Rad fahren gehen kann. Ich gebe es zu: Nach 3 Monaten Sportpause war ich sehr neidisch auf ihn und verfluchte meinen instabilen Beckenboden. Aber wie alle Ausdauersportler sind auch wir Macher und finden Lösungen, wo andere den Kopf in den Sand stecken. Ich gab Max gegenüber meinen Neid und meinen Frust ganz offen zu und erstaunlicherweise gelang mir so der Wiedereinstieg viel leichter als gedacht. Sport mit Kind muss doch irgendwie möglich sein, dachten wir uns und zwar nicht nur für einen der beiden Partner. Vielleicht halten uns manche für diesen Denkansatz für naiv, aber seitdem wir über unseren Sportplan sprechen, funktioniert es erstaunlich gut.

Zuerst musste ich mir von meiner Hebamme bestätigen lassen, dass mein Beckenboden wieder fest genug ist, um laufen zu gehen und seitdem ich mich in dieser Hinsicht abgesichert habe, ist die Lust durchzustarten ins Unermessliche gestiegen. Max und ich machten uns also Gedanken darüber, wie ich unter der Woche, wenn er nicht da ist, dennoch auf meine Kosten komme und auch ohne Moritz abgeben zu müssen, sportlich aktiv sein kann. So beschlossen wir, dass ein Radanhänger her muss, den man auch zum Jogger umfunktionieren kann. Nach unzähligen Malen Probesitzen und Testberichtsvergleichen (Max ist da sehr gründlich!!!!) entschieden wir uns für den Croozer Kid Plus for 1. Eine sehr gute Entscheidung, wie ich inzwischen auch bestätigen kann. Denn im Vergelich zu meinen anfänglichen Lauftouren, die ich noch mit Kinderwagen bewältigte, ist dieser Babyjogger ein echtes Goldstück. Ich nehme Moritz einfach auf den Arm, setze ihn im Keller in den Jogger, transportiere ihn nach oben dank richtig komfortabler Federung und fühle mich danach federleicht auf der Laufstrecke – und Moritz ist nach spätestens 5 Minuten seelig eingeschlummert und wacht auch bis wir Zuhause sind, nicht auf. Auch ihm scheint das schicke Teil demnach zu gefallen. Ein echter Glücksgriff, wenn man bedenkt, wie oft er im Kinderwagen quengelt. So kann ich also unter der Woche aktiv bleiben während mein Mann während seiner Arbeitswoche sowieso jeden Tag die Laufschuhe schnürt.

Am Wochenende nimmt er dann auch oft den Kleinen im Croozer mit oder bleibt mit ihm Zuhause, wenn ich mal ganz alleine joggen gehe. Wir sind ebenfalls sogar schon als kleine Family unterwegs gewesen, ich mit Moritz im Jogger und Max mit Rad nebenher zum Anfeuern. Wenn wir mal richtig eskalieren, dann passt auch eine der Omas auf Moritz auf und wir gehen gemeinsam Rad fahren. Auch das ist mit ausreichender Organisation möglich. Ich betone immer wieder: Reden hilft!!! Ich war erstaunt, wie gerne Max oder eine der Omas oder auch Freunde sich um unser Baby kümmern, damit ich auch mal raus komme und laufen gehen kann.

Ebenso wichtig ist es auch, sich die nötige Gelassenheit zuzulegen. Wo ich früher jeder Trainingseinheit hinterhergejagt bin, da zucke ich jetzt mit den Schultern und freue mich auch über die 10 Minuten, in denen ich zum Stabi-Training kam, während Moritz mir freudig von seiner Decke aus zujauchzte. Jede Trainingseinheit zählt. Dann sind es eben manchmal nur 15 Minuten auf dem Rollentrainer, den mir mein Mann liebevoll aufgebaut hat, aber das ist immer noch besser als nichts oder als rumzujammern. Ich liebe mein neues Leben als Mama und bin absolut bereit, Abstriche in Sachen Sport dafür zu machen, aber ebenso bin ich mir immer noch auch ganz doll selbst wichtig und achte auf mein Wohlbefinden. Dass dazu eben auch der Sport gehört, das wisst ihr alle. Gerade weil Max das auch weiß, unterstützt er mich in meinem Aktionismus und ist umso glücklicher, wenn ich lächelnd mit Matschschuhen vom Laufen Nachhause komme und nach 10 kilometern wieder eine viel entspanntere Mama sein kann.

Deshalb lasst euch gesagt sein: Mit Kind Sport zu treiben ist nicht einfacher als vorher, aber mit guter Organisation möglich. Und es macht noch viel mehr Spaß mit den anerkennenden Blicken der Passanten, wenn man locker flockig mit Croozer und 4,5-monate altem Baby an ihnen vorbeizieht.

In dem Sinne, bleibt am Ball! So wie auch ich. Mein nächstes Ziel ist der Berliner Halbmarathon in diesem Jahr. Ich freue mich drauf und halte euch auf dem Laufenden.

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